Ich bin heute zu Gast bei Karin und Torsten Heising, die einen kleinen aber feinen Laden namens KATO in der Bielefelder Altstadt betreiben. Ich bin ein wenig zu früh und nutze die Zeit, um ein paar Fotos vom Laden außen zu machen. Es ist 8:45 Uhr, schönes Licht und zum Glück regnet es nicht. Ich sehe im Fenster viele Taschen, Rucksäcke und sogar Trolleys, alle von unterschiedlichen Materialien, unterschiedlicher Produzenten, nachhaltig hergestellt.

Da kommt Karin Heising schon die Straße rauf auf mich zu und begrüßt mich. Ihr Mann Torsten folgt Ihr einen Augenblick später. Sie schließt den Laden auf und bittet mich herein. Wir setzen uns und trinken erst mal eine Tasse Kaffee zur Einstimmung.

TH. Ich bin Industriekaufmann und habe BWL studiert. Etwa im Jahre 2007 reifte der Plan, sich selbstständig zu machen. Wir haben überlegt, was uns interessiert, was mögen wir und kamen dann auf das Thema Design. Wir hatten verschiedenste Ideen und am Ende dieses Prozesses entstand KATO.

KH. Ich bin eigentlich Krankenschwester und Pflegewissenschaftlerin. Einzelhandel war also zunächst ein Fremdwort für mich. Aber mit den Ideen und der stetigen Entwicklung unseres Ladens wuchs auch die Leidenschaft für Design und schöne Dinge und heute weiß ich, dass ich hier genau richtig bin.

TH. Für uns ist erst mal entscheidend, dass wir die Produkte, die wir verkaufen, selbst mögen, dass sie uns ansprechen und etwas Besonderes haben. Es ist uns wichtig, dass wir ein Produkt finden, welches eine besondere Qualität hat und eine spannende Geschichte erzählt. Sehr gerne auch etwas mit Nachhaltigkeit, sozialem Hintergrund und fair gehandelt und hergestellt. Und daraus ergibt sich dann ein Gesamtbild des Ladens KATO, das, was uns ausmacht, besonders ist und man nicht dreimal in jeder Stadt sieht.

KH. Das Besondere ist auch, dass WIR das Konzept sind, keine Standardvorgaben, sondern Individualität. Eine Drittelung des Warenangebotes in Taschen, Schmuck und Design war zwar zunächst unser Plan, aber es hat sich über die Zeit herausgestellt, dass man uns primär als Taschenladen wahrnimmt. Das haben wir gerne so angenommen. Damit haben wir unser Taschensortiment ausgebaut, aber die anderen beiden Säulen dabei nicht vergessen.

TH. Wir haben für uns keine bestimmte Zielgruppe vor Augen. Wir möchten jemanden wie dich, der das Außergewöhnliche sucht, der das Besondere mag. Der sich einfach mal umschaut und etwas entdecken möchte. Das sind unsere Kunden, gemischt, jede Altersklasse, mit den unterschiedlichsten Intensionen, gezielt oder für einen Bummel. 

KH. Unser Klientel ist einfach nicht in eine Schublade zu packen. Wir haben hier das zehnjährige Mädchen, das für seine Mama noch einen Schlüsselanhänger kauft, bis hin zur 80zig jährigen Dame, die eine klassische Handtasche sucht. Deswegen haben wir für uns auch keine spezielle Zielgruppe definiert. 

Wir haben einen ganz anderen Ansatz. Wir schauen nicht auf bestimmte Zielgruppen, sondern auf uns, was gefällt uns und entscheiden eher deduktiv, von uns auf das große Ganze, weil wir den Eindruck haben, dass unsere Interessen auch die der Kunden treffen. Deswegen bestellen wir auch neue Ware, wenn möglich, immer zusammen. Da sind wir sehr schnell. Was uns beiden gefällt, wir ausprobiert, zweifelt einer, ist die Marke raus. Das dauert oft nicht länger als drei Minuten. Wir haben ja den Luxus eines kleinen Einzelhandels, bei dem wir alleine und ohne Auflagen entscheiden können. Das macht uns besonders flexibel, wenn es um die Anpassung der Kundenwünsche geht.

KH. Und wo es hingehen wird? Zuerst einmal sind wir mit dem Standort des Ladens sehr zufrieden. Den würden wir auch nie wechseln wollen. Ich mag dieses Viertel. Wir sind hier auch gut vernetzt und mögen unsere Nachbarschaft; das ist hier alles sehr herzlich und nett. Auch haben wir innerhalb des Viertels eine Neuerung geplant. Die Kaufleute haben sich zusammengeschlossen und definieren sich jetzt als Quartier 5 mit regelmäßigen besonderen Aktionen. Wir dürfen alle gespannt sein. Auch versuchen wir, uns neben dem Laden auf Messen zu präsentieren. Wir waren bereits auf der „HERBSTZEITLOS“ in Herford, mit ganz tollem Erfolg. Aktuell steht eine kleine Messe beim Möbelbahnhof Bielefeld an. Wir werden uns also punktuell auf dem ein oder anderen Markt präsentieren und schauen, welche Produkte zu der jeweiligen Veranstaltung passen. Aber ansonsten halten wir an unserem Konzept fest, wenn wir es jetzt mal Konzept nennen dürfen, nach mittlerweile gut 15 Jahren. Da bleiben wir uns also treu und sind immer auf der Suche nach neuen Produkten, die genau unserem Schema entsprechen.

TH. Das können dann auch mal ganz andere Produkte sein, wir sind da flexibel. Jetzt haben wir zum Beispiel „FRANZI“, einen Sahnelikör, aufgenommen. Eine Produktsparte, die wir locker zehn Jahre gar nicht mehr hatten. Und das sind die Vorteile eines kleinen Ladens, wir können eine große Bandbreite darstellen, es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. Wir überprüfen und hinterfragen uns damit kontinuierlich. Das ist entscheidend für unsere Stammkundschaft und bleibt damit für alle interessant.