Nachhaltigkeit vom Feinsten?

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André Tappe
Beratung für Nachhaltiges Kommunikationsdesign.

Viktoriastraße 48
33602 Bielefeld

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Leens Jan Ondra, ein Mann fürs nachhaltige Lederhandwerk.

Leens Jan Ondra,  ein Mann fürs nachhaltige  Lederhandwerk. Leens Jan Ondra,  ein Mann fürs nachhaltige  Lederhandwerk. • Header Image

ZU BESUCH BEI LEENS JAN ONDURA IN BÜNDE.

Ich habe mir für mein heutiges Interview ein Cambio CarSharing gemietet, weil ich auf einen Besuch nach Bünde unterwegs bin. Es ist 14:15 Uhr, gebe in mein Navi die Adresse von Ondura ein und es rechnet kurz und spuckt mir den Weg nach kürzester Zeit aus. In 45 Minuten soll ich da sein. Perfekt. Mein Weg führt mich gefühlt durch jeden kleinen Ort, den es zwischen Bielefeld und Bünde gibt. Jetzt auch noch ein Unfall, was mich zwingt, einen kleinen Umweg zu machen und sich natürlich auf die Wegzeit auswirkt. O. K. zehn Minuten später als geplant.

Noch 700 m und ich habe das Ziel erreicht. Ich biege in ein Wohngebiet ein und fahre noch 100 m und sehe schon auf der rechten Seite ein Schild „Ondura Durable Goods“. Uff. Geschafft.

Ich klingel an der Haustür und Leens begrüßt mich und führt mich in sein Büro und bietet mir einen Kaffee an. Wir setzten uns und fangen an.

„LEENS, WIE BIST DU ZU DEM GEKOMMEN, WAS DU HEUTE MACHST?“

LO. Ich habe Mode studiert in Berlin. Nach dem Studium habe ich mich dann beworben, das war 2008 herum, in der Wirtschaftskrise. Ich habe bestimmt über 100 Bewerbungen als Modedesigner rausgeschickt an alle möglichen Firmen unterschiedlicher Größe. Leider keine Stelle bekommen. 

 

Dann habe ich mich erst mal selbstständig gemacht als Messebauer, da ich vorher eine Ausbildung als Zimmermann absolvierte. Wie es der Zufall wollte, habe ich dann doch noch eine Zusage als Modedesigner bei einer kleinen Jeansfirma in Berlin bekommen.

„LEENS, WIE BIST DU ZU DEM GEKOMMEN, WAS DU HEUTE MACHST?“ • Image

„WIE BIST DU ÜBERHAUPT DRAUFGEKOMMEN, MIT LEDER ZU ARBEITEN?“

LO. Ich habe schon immer eine Affinität zu Leder gehabt. Bei mir fing es an in der Pfadfinderzeit, in der ich mein erstes Produkt aus Leder für mich selbst machte. Während des Studiums habe ich ein Praktikum in einer Täschnerei gemacht. Da bin ich auch wieder auf Leder gestoßen und habe mir dann mein erstes Biker-Wallet selbst genäht. Was ich von der Pfadfinderzeit hatte, war ein Messeretui aus Naturleder. Das ist schon 25 Jahre alt und ist immer noch schön.

 

Nach meinem Ausflug in den Fast Fashion-Bereich, wollte ich es anders und auch besser machen. Mich hat es genervt – ich war damals in einer großen Firma angestellt – da mochte ich das Design nicht und die schlechte Qualität. Diesen „Trash“, den man da verkauft, der nach kürzester Zeit gefühlt in den Müll wandert.

Bei Leder habe ich gedacht, das wird mit der Zeit nicht schlechter, sondern immer schöner. 2013 habe ich die Marke angemeldet. 2014 bin ich dann so richtig mit Ondura angefangen und habe nur mit Naturleder gearbeitet. Ich finde es toll, wenn der Kunde die Lederprodukte selbst eintragen muss und es sich entwickelt. Das war der Grundgedanke, ausschließlich pflanzlich gegerbtes Leder zu verwenden. Und der Aufhänger war das Etui von den Pfadfindern.

„Dadurch bedienst Du ja eine ganz bestimmte Käuferschicht, die auch Selvage Jeans lieben und Boots tragen und vielleicht auch einen Cafe Racer fahren, oder?“

LO. Ich bin da auch durch Zufall in die Szene hineingerutscht. Ich war vorher nie der Heritage-Typ, sondern im Design war mir immer wichtig, das Thema Funktionalität. Sportswear und Jeanswear fand ich super spannend. Ich wollte auch immer gerne zu der Zeit bei Carhartt oder G-Star arbeiten, weil ich die Ästhetik gut fand. Ich glaube, es war der Mix aus Workwear und Streetwear, den ich gut fand. 

Dann habe ich durch Zufall in Berlin meine erste Raw Denim Jeans gekauft, bei DC4, die ausschließlich Japan Denim verkaufen. Da habe ich zum allerersten Mal Raw Denim Jeans in der Hand gehabt und gemerkt „wow“, was das für ein qualitativer Unterschied im Gegensatz zu den üblichen Jeans ist. 1000 x besser!

DC4 Berlin hatte auch in Japan hergestellte Wallets in seiner Auslage. Das fand ich total spannend, weil ich gerade auf der Suche nach einem neuen Wallet für mich selbst war. Ich wollte aber eins aus komplettem Naturleder und damals war „Tanner Goods“ sehr angesagt. Das habe ich mir auch angeschaut, aber ich empfand es für mich als zu groß, weil es zu weit aus meiner Hosentasche herausschaute. Es war für den amerikanischen Markt gemacht worden, für Dollarnoten ausgelegt.

 

Dann habe ich gedacht, Du musst Dir wohl selbst ein Wallet machen. Und so bin ich an den Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe, das ist eine Nische für mich ist, wo ich hineinpasse.

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„Und, wie hat sich dann Dein Geschäft entwickelt? Wie hast Du es angestellt, dass Läden wie der Riders Room in Hamburg und andere Deine Produkte kaufen?“

LO. Das witzige ist, dass ich von Hause aus Designer und Handwerker bin, aber eigentlich kein Vertreter. Das war die schwierigste Herausforderung für mich und ist es auch noch bis heute, nach außen zu gehen und zu verkaufen. Mich darzustellen und der ganze Marketingbereich, das sind alles Sachen, die ich nie gelernt hatte und wo ich auch immer Respekt vor hatte. Ich fand es schwierig meine erste Tour mit Koffer, mit Kaltakquise in die Läden zu gehen und zu sagen: „Hallo hier bin ich und hier sind meine Produkte“. So bin ich angefangen. Echte Kaltakquise!

Was für die Läden spricht, mit denen ich zusammenarbeite, mir war es schon wichtig, dass ich auch auf besondere qualitative Läden achte und auch die explizit nur suche. Das Tolle war einfach, dass diejenigen, die ich in den Läden angetroffen habe, sei es im Riders Room, oder bei Burg & Schild, die Qualität meiner Produkte erkannt und mir eine Chance gegeben haben, als „No Name“. So hat es Stück für Stück angefangen. Mir war es wichtig, von Anfang an in bekannte Stores hereinzukommen, die zu meinen Produkten passen. Ich habe auch einige Shops abgelehnt, weil die nicht ins Bild gepasst haben, um erst mal ein Markenimage aufzubauen.

„Wo liegt Deine Leidenschaft? Alles Selber zu Machen?“

LO. Wie gesagt, würde ich in erster Linie sagen, dass ich Handwerker bin, in dem Sinne. Ich arbeite gerne mit Holz, arbeite gerne mit Leder und arbeite auch gerne mit Textilien. Es ist das Machen, was ich an meinem Job super finde. Unter der Prämisse, dass ich mich eigentlich nie selbstständig machen wollte, bin ich im Endeffekt ziemlich zufrieden damit, weil es so vielseitig ist. Es ist limitierend, weil ich nur gewisse Stückzahlen in einer gewissen Zeit schaffen kann, aber es macht Spaß.

„Wo liegt Deine Leidenschaft? Alles Selber zu Machen?“ • Image

„Das macht Dich ja auch einzigartig, wenn dann Kunden auch mal auf Deine Produkte warten müssen, weil es Handarbeit ist und Du sie allein herstellst.“

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LO. Ja, das gehört dazu und ich glaube auch, dass die Kundschaft von mir bereit ist zu warten und das auch wertschätzt, die Handarbeit wertschätzt. Ich nenne es immer liebevoll „Slow Fashion“, weil es ja länger dauert ein Produkt herzustellen. Im Umkehrschluss haben meine Kunden auch mehr und länger etwas davon. Die Haltbarkeit ist für mich eine Ehrensache, wenn etwas kaputtgeht, dann wird es anstandslos von mir repariert, egal, wie alt das Produkt ist.

Da steht Durable drauf und das ist ernst gemeint. Da steht mein Name drauf und es ist mein Handwerkerstolz. Das ist der Unterschied zu Billigware aus China, die man dann selbst reparieren muss, wenn es überhaupt geht.

„Wo bekommst Du dein Leder her? Ist es besonders Nachhaltig?“

LO. Ich kann jetzt nicht sagen, dass mein Rindsleder 100 % Bio ist, aber es kommt von Gerbereien aus Deutschland. Das war mir sehr wichtig, dass es kurze Wege sind und es pflanzlich gegerbtes Leder ist.

„Was mich interessieren würde, wie lange brauchst Du für die Herstellung so eines Leder Wallets?“

LO. Das kann ich nicht genau sagen, da es so viele einzelne Arbeitsschritte sind, vom Stanzen bis zum Spalten des Leders und noch viele andere Arbeitsschritte mehr. Ich fertige jedoch nie ein einzelnes Stück. Wenn wir gleich in der Werkstatt gehen, wirst Du sehen, es lohnt sich zeitlich nicht ein einzelnes Wallet zu fertigen. Es macht für mich mehr Sinn, 40 Stück auf einem Mal zu fertigen. In großen Firmen gibt es sogenannte Fertigungsstraßen, wo ein Produktionsschritt pro Maschine gemacht wird. Die Möglichkeit habe ich ganz einfach nicht. Ich richte meine Nähmaschine, zum Beispiel, für einen Schritt ein und nähe dann und wiederhole dann 40-mal denselben Schritt. Ich messe diese einzelnen Schritte einfach nicht.

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„Wie siehst Du denn die Zukunft?“

LO. Eine sehr schwierige Frage zurzeit. Ich möchte gerne mehr in den Bekleidungsbereich, aber ich bin mir bisher nicht sicher. Ich möchte, die Marke Ondura weiter festigen, aber ich merke auch, wie schwierig es ist, im Bereich Bekleidung, die richtigen Produktionsstätten in Deutschland zu finden, die dann produzieren. Der Markenkern von Ondura ist „Made in Germany“ und „haltbar“, das möchte ich auch auf jeden Fall beibehalten. Und ob es dann vielleicht in Richtung Möbel geht oder in andere Bereiche, kann ich noch gar nicht sagen.

Das hat damit etwas zu tun, dass ich es jetzt schon über zehn Jahre mache und auch zehn Jahren die gleichen Produkte herstelle. Ich habe das Gefühl, ich muss hier mal wieder Dinge anders machen, um frischen Wind hier hereinzubekommen. Das steht einfach bisher nicht fest. Ich frage mich einfach oft, ob die Welt noch weitere neue Klamotten braucht? Secondhand und Upcycling tut es auch und ist nachhaltig.

„Vielen Dank Leens, für dein Vertrauen und das äußerst interessante und aufschlussreiche Gespräch. Mach weiter so!“

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Vielleicht stehst Du aber auch am Anfang einer Geschäftsidee und benötigst eine Beratung für ein Corporate Design, was Dich von Anfang an nachhaltig aufstellt.

Gerne können wir auch einen Termin zu einem Interview, oder für eine Beratung zum Thema Design und Nachhaltigkeit machen.